Im ersten Teil des Interviews mit Valentina Meraviglia (verantwortlich für Kommunikation und Fundraising) und Michela Lenta (ehemalige Koordinatorin von Slow Food-Projekten in Ostafrika) habt ihr die Grundzüge des Slow Food-Projekts „10.000 Gärten in Afrika“ kennengelernt. Im zweiten Teil erfahrt ihr mehr über die Herausforderungen, die mit der Errichtung der Gärten am afrikanischen Kontinent verbunden sind, und welche Erfolge das Projekt seit dem Start 2010 bereits ernten konnte.


Wie werden die Standorte der Gärten ausgewählt?
Da gibt es verschiedene Herangehensweisen. Einige Gärten werden in Regionen angelegt, in denen unser Netzwerk bereits aktiv ist, andere entstehen aus Anfragen von Einzelpersonen, Non-Profit-Organisationen oder Vereinigungen, die am Projekt teilnehmen und Gärten in ihrer Umgebung anlegen möchten. Nach einem ersten Besuch und der Beurteilung von einem lokalen Vertreter, wird ein Standort ins Projekt aufgenommen. Manchmal integrieren wir auch bereits bestehende Gärten in das Projekt und helfen den Verantwortlichen dabei, ihre Flächen in biologische Gärten umzuwandeln, unterstützen sie mit Ausbildungen und Werkzeugen. Jeder Garten ist anders und der Hilfsbedarf vor Ort ist nicht immer derselbe. Daher gibt es auch kein Patentrezept oder fixes Budget.
-> eine Übersicht über alle Gärten in Afrika findest du auf dieser Online-Karte

Was waren die größten Herausforderungen des Projekts?
Je nach Region tun sich ganz unterschiedliche Herausforderungen auf. In Somalia, Mali und Burkina Faso steht man schweren internen Konflikten gegenüber. In Sierra Leone war die Ebola-Epidemie 2014 ein großes Problem. Aufgrund des Virus waren Treffen und Ausbildungen nicht mehr möglich. Dafür konnte das Slow Food Netzwerk Teams organisieren, die Lebensmittel und Chlor verteilt haben und in den Dörfern Aufklärung darüber geleistet haben, wie sich Ebola vorbeugen lässt. Darüberhinaus konnten die Menschen in Sierra Leone ihre Tätigkeit in den Gärten fortsetzen und hatten dadurch Zugang zu frischem Obst und Gemüse als Vitaminquelle. Kleinere Probleme im Vergleich dazu sind z.B. die ideale Wasserversorgung oder Ungereimtheiten zwischen Kleinstproduzenten, Gemeinschaftsgärten und nomadischen Viehzüchtern, die ihre Tiere in die Gärten bringen möchten. Da muss man dann gemeinsam mit den nationalen Repräsentanten und lokalen Referenten nach Lösungen suchen. Viele Probleme lassen sich aber auch mithilfe des eigens angelegten Vademecums lösen, in dem die Ratschläge von sämtlichen Koordinatoren u.a. zum Wasser- und Bodenmanagement zusammengefasst sind.

Fällt euch spontan eine Erfolgsgeschichte ein, die ihr mir erzählen möchtet?
Eine schöne Geschichte hat sich durch die Gärten in Marokko ergeben: dort gab es ein Dorf ohne Stromversorgung, das sich bei Slow Food Marokko gemeldet hat, weil sie einen Garten anlegen wollten. Slow Food hat sie bei der Errichtung von 18 kleinen Familiengärten unterstützt und darüber auf Facebook berichtet. Dort haben dann marokkanische Institutionen darüber gelesen und sich dazu entschlossen, dem Dorf Wasser und Strom zu bringen. Inwischen gibt es in Marokko knapp 70 Gärten.
Oder in Nigeria, dort gab es weder ein Netzwerk, noch Gärten, bis ein junger Nigerianer die Initiative ergriffen hat. Er war als Woofer in Korea unterwegs und hat über Slow Food Korea von den Gärten in Afrika erfahren. Anschließend hat er mit einer kleinen Zahl an Gärten gestartet und hat inzwischen auch Besuch vom Vizepräsident von Slow Food bekommen. Heute zählen wir 80 Gärten in Nigeria.
Du siehst also, die Gärten sind ein tolles Instrument, um die Botschaft zu verbreiten, mehr Menschen zu involvieren und ein starkes Netzwerk aufzubauen.
-> Mehr über die Gärten und welche Rolle sie vor allem in der jungen Generation Afrikas spielen lest ihr demnächst hier am VFQ-Blog. Aktuelle Infos rund um das Projekt und die anderen Aktivitäten von Slow Food International findet ihr hier auf Facebook.